Die Michaelkirche

Aufnahme vom Kirchenraum der Michaelkirche

Die Kirche

Eine Kirche soll gebaut werden!

1966 kommen die Pläne auf den Tisch. Die Architekten Walter Arns, Louis Buderus und Arnold Rupprecht legen dem Presbyterium ihre Pläne für eine Kirche vor.

"Der Gestaltung dieser Kirche liegt die Absicht zugrunde, einen nach innen gekehrten, auf das liturgische Geschehen zentrierten Raum zu schaffen. Seine besonderen Merkmale sollen Einfachheit und Geschlossenheit sein" (Auszug aus dem Protokollbuch vom 12.9.1967)

Es wird überlegt und beratschlagt. Nachdem der Finanzierungsplan feststeht, wird der erste Bauabschnitt für die neue Michaelkirche beschlossen: Am 3.1.1966 wird der Bauantrag gestellt.

  

Der Bau

Baubeginn ist der 26.10.1966 und am 1. November 1966 legt Präses Wilm feierlich den Grundstein der Michaelkirche.

Dies ist der Beginn einer langen Baugeschichte! Viele Detailfragen müssen geklärt und vor allem die Finanzierung des Bauwerks ständig den aktuellen Kosten angeglichen werden.

So entsteht die Michaelkirche in mehreren Bauabschnitten. Im April 1968 kann Richtfest gefeiert werden; Ende 1969 rückt der Abschluß der Baumaßnahmen in greifbare Nähe und in der Presbyteriumssitzung am 4.3.1970 kann dann beschlossen werden:

"Einweihung der Michael-Kirche: 15.5.1970!"

  

Die Einweihung

Am Pfingstfest 1970 ist es dann soweit: die Michaelkirche wird durch Präses Thimme feierlich eingeweiht.

Eine Kirche, die einen Raum von 4.320 m3 umbaut, die rund 300 Banksitzplätze hat und mit Stühlen gut 400 Menschen Platz bietet.

  

Die Kosten

Bei Baubeginn werden die Kosten für den ersten Bauabschnitt auf rd. 350.000 DM kalkuliert. Eine Übersicht aus der Presbyteriumssitzung am 27.5.1969 beziffert die Gesamtkosten auf 975.000 DM!

Für den vierten und letzten Bauabschnitt (Glocken, Glockenstuhl, Läutewerk) werden noch einmal knapp 60.000 DM hinzukommen.

  

Der Kirchturm

Der Turm mit einer Höhe von 32,40 m steht auf einem fünfeckigen Grundriß. Er und die Dachabschlüsse mit ihren senkrechten, diagonalen und waagerechten Linien geben der Michaelkirche ihre markante Erscheinung. Aber noch fehlen die Glocken.

  

Die Glocken

Vier Jahre nach der Einweihung kommen am 21.6.1974 die Glocken. Es sind die Glocken der zum Abriß bestimmten Kirche in Ümmingen: Drei Gußstahlglocken des Bochumer Vereins von 1920:

  

Totenglocke:

"Mahne beim Grabgeläut für Seele und Ewigkeit" (2600 kg, Durchmesser 1882 mm),

Mittagsglocke:

"Rufe nah und fern: komm zum Haus des Herrn" (1560 kg, Durchmesser 1575 mm),

Kinderglocke:

"Klage unser Leid bis in fernste Zeit" (1080 kg, Durchmesser 1387 mm).

  

Die Orgel

Viele Jahre lang reift in der Gemeinde der Plan, die Michaelkirche mit einer würdigen Orgel zu versehen: Ein Instrument, daß sich in die Architektur des Kirchenraumes einfügt und der Kirchenmusik einen bedeutenden Platz einräumt. Dazu bedurfte es vieler Spenden und Aktivitäten! Die Kosten für die Orgel beliefen sich auf rd. 186.000 DM.

Gebaut wird sie vom Potsdamer Schuke-Orgelbau. Am 2. Advent 1979 wird die Orgel feierlich eingeweiht.

 

Der Altarraum

Ihre Vollendung erhält die Michaelkirche mit der Umgestaltung des Altarraumes: Kreuzplastik, Altartisch, Taufbecken und Leuchter gestaltet nach den Entwürfen des Bildhauers Heinz Heiber.

Heiber wurde 1928 in Breslau geboren, begann nach Kriegsdienst und Gefangenschaft 1946 mit einer

handwerklichen Ausbildung als Steinmetz und Schreiner. Von 1948 -1952 studierte er an der Akademie für bildende Künste in München. Seit 1952 lebt er in Nürnberg.

Die Kosten für die Umgestaltung belaufen sich auf 221.928 DM, die aus Spendenmitteln aufgebracht wurden.

Die Einweihung des neuen Altarraumes wird am 4.6. 1995 gefeiert am 25-jährigen Jubiläum der Michaelkirche.

  

Der Name

Warum Michael? Darüber lassen sich keine Aufzeichnungen finden. Es sei denn in der Bibel:

Michael "Wer ist wie Gott?" so kann der hebräische Name übersetzt werden ist in der biblischen Tradition einer der Engelfürsten, ein Erzengel! Als Schutzengel streitet er für das Volk Gottes und errettet es aus der Gefahr. Bildhaft erzählt da-von die Offenbarung:

"Michael, der Engelfürst, kämpfte mit seinen Engeln gegen den Drachen ... und der große Drache wurde hinabgestürzt." (Offenbarung 12,7ff)

  

Die Michaelkirche

Zu allen Zeiten, wollen Kirchen dem Glauben der Zeit Ausdruck geben.

Die Michaelkirche ist eine junge, moderne Kirche erst 30 Jahre alt.

Manchem ist sie zu modern!

Äußerlich entspricht sie nicht den gewohnten romanischen oder gotischen Vorstellungen, sondern hat ihre eigene Form. Innen hat sie einen Kirchenraum, der von der großen Kreuzplastik bestimmt wird. Und dieser Christus am Kreuz ruft Reaktionen hervor auch ablehnende.

Ein Kirche also, die in Form und Gestalt zur Auseinandersetzung anregt. Aber wie muß eine Kirche in einer Zeit aussehen, in der sich die Lebensgestaltung aus dem Glauben mehr und mehr verflüchtigt?

Darum ist es vielleicht gut, daß die Michaelkirche ein "anstößiges" Denkmal ist: Ein Zeichen zum Nachdenken!

  

Die Zukunft

Nicht zuletzt ist die Michaelkirche "unsere Kirche". Gewachsen mit der Gemeinde im Zentrum der Gemeinde und rund um die Michaelkirche spielt sich das Gemeindeleben ab.

Und sie ist in ihrer Gestalt und Verwendung ein vielfältiges Sinnbild:

Sie hebt sich von den anderen Gebäuden ab - sie gibt Raum und Ort für Lebensäußerungen, die oft zu kurz kommen:

Stille und Einkehr; Fest und Freude.

Ihre Glocken bringen besondere Zeiten und Stunden ins Gedächtnis:

Morgen, Mittag und Abend, Gottesdienste, Trauerfeiern und Lebensfeste wie Taufe und Hochzeiten.

Ihr Turm zeigt himmelwärts deutet auf eine andere Dimension hin, in der unser Leben und alle Geschichte zusammenläuft.

Zu guter Letzt ist sie ein Gottesdienst-Ort! Ein Ort, wo die Welt im Gebet vor Gott gebracht wird und von dem sich die Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes ausbreiten möchte.

Pfarrer Thomas Vogtmann

(Gemeindebrief, Mai 2000 ) zum 30. Geburtstag der Michaelkirche